Altes E-Werk, 16. 10. 2010

Comedy, Zauberkunst und andere Überlebensstrategien mit Ken Bardowicks

Salonmagier in Frack und Zylinder, deren Tricks ehrfürchtiges Staunen geboten – das war einmal. Heute ist „Comedy“ angesagt. Sie hat nicht nur die Humorplätze der Fernsehkanäle im Griff, sondern auch die klassische Zauberkunst auf neue Wege gebracht.

Ken Bardowicks, 2003 im Alter von 24 Jahren bereits als weltbester Stand-up-Magier ausgezeichnet, gehört zu einer jungen Generation zaubernder Comedians, die den Zweifel an sich und der Welt zum Elixier ihrer Kunst erheben. Als Komödiant steht Bardowicks nicht über, sondern in Augenhöhe mit seinem Publikum, und ihm darf – wie uns allen – auch durchaus mal was schiefgehen. „Auf der DVD klappt’s aber!“ ist in diesem Fall seine ebenso lässige wie entwaffnende Reaktion. Neben der Zaubertechnik besteht seine besondere Kunstfertigkeit darin, die mannigfaltigen Verrücktheiten des Alltags in fantasievollen Kabinettsstückchen der magisch-komischen Art auf die Bühne zu bringen.

Auf Einladung der Arbeitskreises Kultursommer Neckargemünd war Bardowicks jetzt zu Gast im Alten E-Werk. Die Bühne des bis auf den letzten Platz besetzten Clubraums betrat er in Begleitung seines treuen Butlers Sam Sonite – wir würden wohl Rollkoffer dazu sagen. Darin warteten sehr spezielle Zauberutensilien wie ein Büroschredder und ein Heftklammertacker auf ihren riskanten Einsatz.

Mit seiner spitzbübischen, sympatischen Art, seinem Temperament und seinem ebenso trockenen wie hintergründigen Humor hatte Bardowicks das Publikum im Nu an seiner Seite.

Sein Humor, so verriet er, stamme zu fünfzig Prozent von seiner englischen Mutter: „Mein Vater sagte, ich müsse meinen Humor wohl von der Mutter geerbt haben, denn er habe seinen noch.“

Ein Feuerwerk an Sprachspielen, Witz und Komik, an schrägen Geschichten, oftmals fast beiläufig sich ereignenden Zauberkunststücken und brillianten Slapstick- und Schauspieleinlagen prasselte in dem über 90 minütigen Programm auf die Zuschauer nieder. Alten Zaubertricks wie dem Eindringen eines Tuchs in einen aufgeblasenen Luftballon gab Bardowicks mit sehr speziellen Ideen wieder Pep: Man denke sich den Ballon als Eizelle und das Tuch als das Gewinner-Spermium – da freut sich doch jeder, wenn’s klappt. Dass sich mit der entweichenden Luft eines Ballons der Bauch des Magiers aufblähen lässt, war dagegen einer von vielen Sekundengags.

Zum Schluss hieß es: Kartentrick gefällig? Da könnte doch leichtes Gähnen beim Publikum aufkommen. Nicht so bei Bardowicks: Er zeigte das Kunststück gleich in vier verschiedenen Besetzungen: als arroganter Showstar, als gelangweilter Routinier, als schüchterner Anfänger und – absoluter Höhepunkt – als ein an den Händen auf dem Rücken gefesselter Magier, der den Kartentrick bravourös mit der Zunge und ausgefuchsten Ansaugtechniken bewältigte.

Als Zugabe gab’s obendrauf noch die (Schreckens-)Vision eines Roboter-Zauberkünstlers, denn auch in dieser Branche werden Arbeitsplätze rationalisiert … Hoffen wir mal, dass es so schlimm nicht kommt!