Open Air in Neckargemünd, 13. 06. 2010

„Acoustic Revolution“ und „Taxmen" rockten den Menzerpark

Ein paar Sonnenstrahlen hätten dem Musik-Open-Air im Menzerpark noch ein zusätzliches Glanzlicht aufsetzen können. Doch beim Arbeitskreis Kultursommer war man schon hoch zufrieden damit, dass die grauen Wolken über Neckargemünd ihre nasse Fracht bei sich behielten. Sehr tief noch sitzt der Schock des Fiaskos der „10. Musik auf Reichenstein“, die 2007 buchstäblich ins Wasser fiel und als „die Unvollendete“ in die Vereinsgeschichte eingegangen ist.

Seit 2009 nutzt der Kulturverein nun den Menzerpark für eine weniger aufwändige und risikoreiche Open-Air-Variante. Mit der Auswahl der beiden Musikgruppen lag das Programmduo Erhard Fein und Roland Gantner auch in diesem Jahr goldrichtig: Die Bands eroberten ihr Publikum im Nu, und musische Highlights gab es in Hülle und Fülle.

In Schottenröckchen und Gothic-T-Shirts präsentierte sich die Irish-Folk-Popgruppe „Acoustic Revolution“ – ein Outfit, das sich interpretieren lässt als Zeichen für die Unbekümmertheit des Trios hinsichtlich der Verwendung verschiedenster (Musik-)Stile. Keiner der Drei kommt aus Irland. Dennoch bildet die Liebe zur Folklore der grünen Insel die Grundlage ihrer selbstkomponierten Songs; von dort aus brechen sie auf zu allerlei neuen musisch-poetischen Ufern.

Wer sich angesichts von Frontman Germars metallbesetzten Lederstiefeln auf Hard Metal-Sound gefasst gemacht hatte, konnte die Ohrstöpsel getrost beiseite legen: Die „akustische Revolution“ manifestierte sich in wohltuend-süffigen, schwungvollen Gitarrensounds, und

spätestens beim Einsatz der F-Mandoline hörte man die Elfen tanzen.

Für zusätzliche Streich- und Streicheleinheiten sowie eine virtuose rhythmische Unterstützung sorgte Dennis am Kontrabass, assistiert von Stompbox und Schellenkranz. Ein hervorragender dreistimmiger Gesang rundete den vielfältigen Sound der Kompositionen ab.

Mit den „Taxmen“ präsentierte sich eine Newcomer-Gruppe, die wir in der Region mit Sicherheit noch öfter hören werden. Bandleader und Keyboarder Dieter Schmidt aus Neckargemünd sowie vier weitere gestandene Musiker erfüllen sich mit dieser Formation einen Jugendtraum.Von dem Beatles-Song „A Hard Day‘s Night“ (1964) über einige der schönsten Hits der 60er und 70er Jahre bis zu Dick Brave and the Backbeats (2003) reicht ihr bemerkenswertes Repertoire.

Dabei nehmen es die „Taxmen“ mit den Originalen sehr genau – selbst das fulminante Sythesizer-Solo am Ende von Emerson, Lake & Palmers „Lucky Man“ erklang in berauschendem O-Ton. Bisweilen drücken sie den Oldies aber auch gerne mal ihren eigen Stempel auf: Claptons Ohrwurm „Layla“ endete überraschend „a cappella“. Und wo die Beatles nur dreistimmig sangen, haben die „Taxmen“ gleich noch eine vierte Stimme in petto.

Mit ihrer erfrischenden Oldie-Performance und einer schier unendlichen Titelliste rockten sie den Menzerpark. Und würden vermutlich heute noch spielen, hätte nicht König Fußball ein Zeitlimit gesetzt.