Altes E-Werk, 9. 11. 2013

Fantasievolle Flötentöne und berauschende Klangwelten zwischen Ost und West

„Dir werde ich noch Flötentöne beibringen“: So lautet im Deutschen eine Redewendung, die Gehorsam einfordert. Wie man Menschen mit Flötentönen stattdessen schlichtweg verzaubern, ins Reich der Phantasie versetzen kann, bewies die israelische Musikerin Hadar Noiberg mit ihrem Trio im Alten E-Werk Neckargemünd. Ihr Konzert gehört sicherlich zu den absoluten Highlights, die das Team des Arbeitskreises Kultursommer im Kulturverein Neckargemünd in seinem nunmehr 15-jährigen Bestehen auf die Bühne gebracht hat.

Aufmerksam auf das außergewöhnliche Jazz- und Weltmusik-Ensemble, in dem eine warm tönende hölzerne Querflöte den Ton angibt, wurden die beiden Kultursommer-Programmplaner Erhard Fein und Roland Gantner auf der Kulturbörse in Freiburg. Schon einige außergewöhnliche Musik- und Comedytalente haben von dort aus den Weg ins Alte E-Werk gefunden.

Hadar Noiberg absolvierte in ihrer Heimat Israel eine Ausbildung in klassischer Musik. Ihre Liebe zum Jazz entdeckte sie, als sie nach New York übersiedelte. 2009 startete ihr erstes Trioprojekt „Connections“. In ihren Kompositionen verbinden sich Jazztraditionen mit den verschiedensten Einflüssen israelischer, osteuropäischer, jemenitischer und anderer Musikkulturen zu einem interkulturellen Kunstwerk, das weder Armut, Grenzen noch Kriege kennt, sondern vom Reichtum des Lebens und Erlebens erzählt.

Begleitet von dem israelischen Bassisten und Schulfreund Haggai Cohen Milo und dem amerikanischen Schlagzeuger John Hadfield, die beide ebenfalls in New York leben, gibt Hadar Noiberg derzeit eine Reihe von Konzerten in Deutschland, über das sie augenzwinkernd anmerkte: „Great people, great food …“

Schon beim ersten Stück entfaltete das Trio im Alten E-Werk eine pulsierende Energie, die das Publikum in einen Zustand erwartungsvoller Verträumtheit versetzte. Genährt wurde diese Stimmung aus der Vielfalt der musikalischen Ideen, Klänge und Rhythmen sowie der spürbaren Lust der Musiker am Experimentieren mit Klangwelten. Da gab es kleine Themen, die sich zu Aufbrüchen mauserten, zu Reisen durch Oasen und Wüsten entwickelten. Sandstürme, Turbulenzen, Höhen und Tiefen wurden spürbar, bis zu einem Ankommen im Irgendwo einer neuen Stille, bereichert um berauschende musikalische Erlebnisse und Erfahrungen.

Hadar Noibergs innovatives Flötenspiel führte durch einen Jazzkosmos, der mit melodiösen wie abstrakten Elementen, traditionellen Rythmen östlicher Weltmusik und überraschenden jazzigen Wendungen Gefühl und Intellekt der Zuhörer gleichermaßen in Schwingung brachte. Haggai Cohen Milo kooperierte am Kontrabass mit ausgefeilten Spieltechniken, einfühlsamen Dialogen und markanten Soli. John Hadfield am Schlagzeug unterstützte den Noiberg-Kosmos mit brillanten Grooves und lautmalerischen Percussion-Instrumenten.