Altes E-Werk, 16. 4. 2011

Jazzlyrik in schillernden Farben

Auf dem Klavier klingt eine kleine Melodie an, ein melancholischer Hauch aus Jazz. Beckenschläge, mal leise, mal laut zischend, mischen sich ein. Das Saxophon spinnt mit samtig-rauem Timbre einen nachdenklichen Diskurs darüber. Das Klavier kehrt – eigensinnig? – zu einer fast kindlichen Melodie zurück. Ein neues Spiel in der musikalischen Konversation beginnt. Ein paar Takte später ist der Raum erfüllt von überschwänglicher Vitalität, von Salsa, Tanzmusik, Rhythmus pur, angetrieben vom Bass und den trockenen Slaps der Congas.

Nomen est Omen: „Evidence“ heißt dieser vor Lebenslust sprühende Titel von SonRiente, einer jungen Jazz-Latin-Formation aus der Region, die damit gleich zu Beginn ihres Konzerts im Alten E-Werk ihre Leidenschaft für stilübergreifende musikalische Diskurse, ihre Phantasie und ihr großes Können eindrucksvoll unter „Beweis“ stellte.

Als Studenten der Mannheimer Hochschule für Musik haben sie sich vor einigen Jahren kennengelernt: der Saxophonist und Klarinettist Alexander Kropp, der Pianist Robert Kesternich, der Bassist Johann Seifert und die Perkussionisten Jonas Herpichböhm und Konrad Wiemann. Mittlerweile sind sie in den unterschiedlichsten Formationen und Regionen unterwegs; dennoch gehen sie immer wieder für ein paar Tage gemeinsam in Klausur, um ihr Latin-Jazz-Projekt „SonRiente“ („lächelnd“) mit vorwiegend eigenen Kompositionen weiterzuentwickeln.

Die Band experimentiert mit modernen Jazzstilen, ihre besondere Leidenschaft jedoch gilt den afro-kubanischen und lateinamerikanischen Rhythmen wie dem Guaguancó (kubanische Rumba), der Salsa, Samba und dem brasilianischen Maracatu. Aus diesem Grund hat SonRiente auch gleich zwei Perkussionisten, die nicht nur auf dem Schlagzeug, sondern auch auf Schlitztrommel, Congas, Bongos, Timbales, Djembe und Snare Drum virtuose Rhythmen und vielfarbige Klangbilder erzeugen.

Nach Johann Seiferts Titel „Evidence“ waren im Verlauf des Abends mehrere Kompositionen von Konrad Wiemann zu hören, darunter „Tres palabras“ mit einem Samba-Feuerwerk auf der Schlitztrommel und „Maracas du“ mit einem Groove aus Nordbrasilien. Jazzlyrik in schillernden Farben präsentierte Saxophonist Alexander Kropp, und das nicht nur in seiner Komposition „True“.

Im zweiten Set entfaltete Jonas Herpichböhm mit seinem Titel „Out of Shadow“ ein vielschichtiges Klangwelt-Szenario. Robert Kesternich am Klavier trug in ruhevoller Präsenz mit einer Fülle verträumt-jazziger, facettenreicher Klangbilder zum faszinierenden Sound von SonRiente bei. Im letzten Titel des Sets, einer Interpretation des amerikanischen Latin-Jazz-Perkussionisten Ray Baretto, „Song for Chano“, zog die Band noch einmal alle Register. Das Publikum ebenfalls – mit Applaus. Und einem erfüllten Lächeln.