Altes E-Werk, 22.10. 2011

Zwei linke Hände - auch beim Kochen

„Ich bin ein Fremder … ein Engländer in New York“, sang einst Popmusiker Sting. Auch den englischen Comedian Mark Britton verschlug es vor Jahren in die Fremde. Er singt zwar nicht davon, spricht aber gerne darüber. Denn bei einem Besuch auf dem „Kontinent“ landete er in den Armen einer deutschen Frau, heiratete, zog in die Comedy-Hochburg Köln und wurde zweimal Vater.

Seither ist alles anders im Leben des Allround-Komikers, der in London und Paris in Schauspielerei, Pantomime und Clownerie ausgebildet wurde und in den Achtzigerjahren in England mit dem Comedy-Duo „Nickelodian“ Preise zuhauf abräumte.

„Zuhause bei Britton: Frauen und Kinder zuerst!“ heißt die Show, die der Comedian in das bis auf den letzten Küchenstuhl ausverkaufte Alte E-Werk Neckargemünd mitbrachte. Mit explosiver Energie und akrobatischem Ganzkörpereinsatz trat er einen umwerfend komödiantischen Parforceritt durch seinen Familienalltag an. Dabei boten ihm seine Söhne reichhaltige Steilvorlagen für parodistische und pantomimische Glanzleistungen: Der Fünfjährige, wie er im Spielzeuggroßmarkt gnadenlos eine akustische Trotznummer durchzieht, bis er bekommt, was er haben will (während der Geldautomat der Bank gegenüber sämtlichen verbalen Beschwörungen von Vater Britton – „Ich will, ich will, ich will!“ – völlig ungerührt bleibt).

Auch sein Erstgeborener, entwicklungstechnisch gesehen ein Phantom überbordender Hormone in der Null-Bock-Phase, das sich nur unter Einwirkung von iPod-Ohrstöpseln partiell in Bewegung setzen lässt, gab authentische Anregungen.

Eine sozialkritische Komponente barg die Beobachtung Brittons, dass Babys beim Aufwachen von ihren Eltern in liebevoller Babysprache (dut-dut-dut-da-da-da) begrüßt werden, während Teenager anraunzt werden: „Wann bist du gestern Abend nach Hause gekommen?“

Auch das Mann-Frau-Verhältnis bot dem Comedian vielfältigen Anlass für fein-gemeine, lachtränentreibende Scharaden, wenngleich sein Griff in die klassische Klischeekiste der Geschlechterrollen speziell bei Jüngeren wohl kaum noch ankommen dürfte. Deutsche Frauen, meint Britton zum Beispiel, wollen handwerklich begabte Männer. Pech für ihn, denn: „Ich bin Engländer!“ Aus eigener Erfahrung weiß er, dass sich das Manko, zwei linke Hände in Sachen Hammer und Nägel zu haben, auch kaum mit dem groß angekündigten Versprechen: „Heute Abend koche ich!“wettmachen lässt.

Frauen, so Britton, beherrschen das „Multitasking“, während Männer immer nur eine Sache auf einmal können. Und wenn sich nun eine Frau einen Mann wünscht, der gleichzeitig Karriere macht und Supernanni für die Kinder ist, dann … geht das schon – allerdings nur, wenn sich diese beiden (Männer) nie begegnen.

Einen außergewöhnlichen Vorfall – den seiner Bandscheibe – spielte Britton, am Boden liegend, so täuschend echt, dass wohl mancher schon den Arzt kommen sah. Aber nein: Britton ist doch Engländer, ein Gentleman. Und Sting singt: „Ein Gentleman kann gehen, aber er läuft nicht davon.“ Britton ging, begleitet von einem Riesenapplaus.