Altes E-Werk, 4. Mai 2013

Für Garderobe keine Haftung! Ein großer Clown bittet zur Lachtherapie

Gemächlich schnuppert er sich von einer Duftmarke zur nächsten. Ein verlockend „heißer“ Geruch streift die Hundenase. Heftig zieht der Vierbeiner an seiner Leine – und das gestresste Herrchen am anderen Ende hinter sich her. Nur: An dieser Leine ist eigentlich gar kein Hund. Alles nur Illusion. Tausende von Zuschauern – unter anderem im Circus Roncalli – hat Peter Shub mit dieser clownesken Glanznummer schon fasziniert. Mit dem Auftritt des großen Comedians im Alten E-Werk Neckargemünd landete der Arbeitskreis Kultursommer zum Abschluss seines Frühjahrsprogramms noch einmal einen echt „heißen“ Coup.

Schon auf seinem Weg zur Bühne, sozusagen im Vorbeigehen, nahm Peter Shub sein Publikum mit: Er intonierte einen kleinen englischen Kanon und ermunterte zum Mitsingen. Ein beherztes Gesangs- und Wortwirrwarr entfaltete sich. Und noch bevor der Comedian auf der Bühne stand, hatte ein Hauch von Poesie und heiterem Chaos den Raum erfasst.

Ein guter Clown wie Peter Shub benötigt nur wenige – und zunächst völlig unverdächtige – Requisiten: ein Tischchen, ein Basilikumtöpfchen, ein Fotostativ und natürlich einen Koffer mit allerlei Schnickschnack und Überraschungen für eine wirksame Lachtherapie. Mit einem Hauch von Arglosigkeit und Neugier, Melancholie und Sentimentalität spielte er mit den trivialen Dingen des Alltags – und bekam ihre Tücken bitter zu spüren. Allen voran die einer höchst hinterhältigen Garderobe, weshalb die Show ja auch „Für Garderobe keine Haftung“ hieß.

Doch Peter Shub gehört nicht zu den Clowns, die, was immer sie tun, den Kürzeren ziehen. Pfiffig drehte und wendete er die Dinge, und plötzlich sahen wir sie mit seinen Augen: das sperrige Fotostativ zum Beispiel, das mit nach oben gespreizten Beinen eine hocherotische Ausstrahlung bekam. Da verbot sich schon fast das Hinschauen!

Für Verblüffung und Heiterkeit sorgte Peter Shub auch mit der Illusion schier unglaublicher Hals- und Armdehnungen. Und mit einer furiosen Slapsticknummer vom kurzen, flatterhaften Leben einer Motte setzte er nicht nur ein Glanzlicht seiner schauspielerischen Fähigkeiten, sondern ließ auch ein großes Thema berühmter Clowns anklingen: Die Komik und Tragik vom Geborenwerden, Leben und Vergehen.

Im zweiten Teil des Abends glänzte Shub in weißem Hemd und feinem Zwirn auf bestem „Denglisch“ in der Rolle des smarten Entertainers. Jokes wie „I'll tell you about my backgound: It’s a black curtain!“ hatten durchaus einen biografischen Hintergrund: Mit schwärzestem Humor schilderte er seine Kindheit in den USA, in der es angeblich Schlaftabletten zu Weihnachten gab, weil die Familie so arm war. Shub schloss mit einer grandiosen Parodie des noch ungeborenen Peter, der einen vorsichtigen Blick durch den Geburtskanal nach draußen wagt, sich aber schnellstens wieder in den schützenden Mutterleib zurückzieht. Wie gut, dass er sich dann doch noch entschloss, heraus zu kommen und uns diesen grandiosen Abend zu schenken!